Nicht sehen, sondern fühlen und spüren sind für die Sportlerin das Entscheidende. Für den Medienmanager steht die Suche nach der „Wa(h)re Nachricht“ an oberster Stelle. So unterschiedlich ihre beruflichen Leistungen sind, haben sie doch etwas gemeinsam. Zum einen stammen die amtierende Weltmeisterin im Blinden-Golf Karin Becker wie auch APA-Chef Clemens Pig aus Innsbruck. Zum anderen wurden beide nun vom Club Tirol zur „Tirolerin und zum Tiroler des Jahres 2023“ gekürt. Nach kurzer Pause im Vorjahr wurde die begehrte Auszeichnung heuer zum elften Mal vergeben und gleich noch eine neue Kategorie eingeführt: Als „Tirolerin des Jahres – Lebenswerk“ wurde Wissenschaftlerin, Forscherin und Unternehmerin Ingeborg Hochmair-Desoyer geehrt.
Die von den „Swarovski Kristallwelten“ gesponserten „Rising Star“ Awards und der „Rock Star“ Award wurden beim traditionellen Tirol-Empfang des Tiroler Landeshauptmannes in Wien überreicht. Als „Preisübergeber“ vor zahlreichem Publikum in der „Libelle“ im Museumsquartier fungierten Club Tirol Präsident Julian Hadschieff und erstmals Tirols neuer Landeshauptmann Anton Mattle. Die „Location“ für den Empfang und die Preisverleihung mitten im Museumsquartier wurde auf persönlichen Wunsch Mattles auserwählt. „Ich wollte eine Verbindung zur Kultur, denn ich bin ja auch Kulturreferent des Landes Tirol“, so der Landeshauptmann in seiner Rede, bei der er sich auch als absoluter „Wien-Fan“ outete.
„In Zeiten voller Unsicherheit und Veränderung ist es wichtig, Persönlichkeiten vor den Vorhang zu holen, die an sich und ihre Stärken glauben, die objektive Information hochhalten und die durch ihren Einsatz für Forschung und Unternehmertum das Leben vieler Menschen maßgeblich erleichtern“, erklärte Hadschieff. Landeshauptmann Mattle zeigte sich erfreut, „drei Tiroler Persönlichkeiten auszeichnen zu dürfen, die mit ihrem vorbildhaften Wirken und ihren einzigartigen Leistungen das Land Tirol stets würdig vertreten.“
Lobesworte
Zuvor wurden die von der Club-Jury „nach eingehender Prüfung“ ausgewählten PreisträgerInnen von Laudatoren ausgiebig gewürdigt. „Karin Becker macht uns Mut, daran zu Glauben, dass nichts unmöglich ist“, sagte Walter Delle Karth, weltmeisterlicher Silber- und Bronzemedaillengewinner im Viererbob (1973/74) sowie Präsident „ihres“ Golfclubs Seefeld Reith. Im Alter von 20 Jahren durch einen Gendefekt plötzlich erblindet, wurde die heute 50-jährige Karin Becker heuer als erste Österreicherin im südafrikanischen Kapstadt Weltmeisterin im Blinden-Golf. Karin baute sich ihr Leben nach der zunächst katastrophal erscheinenden Erblindung rund um sportliche Aktivitäten wie dem Skifahren neu auf. Ab 2013 trat dabei das Golfen in den Mittelpunkt, große Erfolge stellten sich dabei rasch ein. Ihr Credo: „Für Golf braucht man nichts zu sehen, man braucht nur fühlen und spüren!“ Ihren Erfolg, so sagt sie selbst, verdanke sie auch dem brillanten Teamwork und der intensiven Kommunikation mit ihren unterstützenden BegleiterInnen. Für die Club Tirol-Jury ist die Ehrung ein Signal dafür, wie wichtig Diversität und Inklusion für Wirtschaft und Gesellschaft, unser Zusammenleben und die Teilhabe jeder einzelnen Person mit einer Behinderung ist. Delle Karth meinte am Schluss seiner Laudatio: „Ich ziehe meinen Hut und erstarre in Ehrfurcht.“
Über ein völlig anders verlaufendes Leben durfte der zweite Laudator berichten. „Der Mann kann schreiben und Denken, versteht die Zahlen und respektiert die Journalisten“, lobte Ex-Profil-Herausgeber und Chefredakteur Christian Rainer in seiner launigen Rede Kollegen und persönlichen Freund Clemens Pig, den geschäftsführenden Vorstand der Austria Presse Agentur. Die APA gehört zum weltweit immer kleiner werdenden Kreis der 25 (staatlich) unabhängigen Nachrichtenagenturen. Pig habe früh erkannt, dass Nachrichtenagenturen nur unabhängig bleiben können, wenn sie sich den technischen und medialen Herausforderungen stellen. Unter seiner Führung wurde das (genossenschaftliche) Unternehmen entsprechend um- und ausgebaut und zum innovativen, international vorzeigbaren Branchenleader. Pig – auch Vizepräsidenten des Verwaltungsrates der Schweizer Nachrichtenagenturgruppe Keystone-SDA sowie Präsident der European Alliance of News Agencies (EANA) und Vizepräsident des Österreichischen Genossenschaftsverbandes – gilt mittlerweile als einer der einflussreichsten Medienmanager Österreichs. Und findet noch die Zeit, nebenbei Bücher zu schreiben. Jüngstes Werk: „Democracy dies in Darkness“, das sich um die Herausforderungen für den Journalismus, den Einsatz von KI und um die Zukunft der "Wa(h)re Nachricht" in der Informationsgesellschaft dreht. „Das ist das klügste Buch zu diesen Themen, das ich in letzter Zeit gelesen habe“, so Rainer. Für die Jury war Pigs Einsatz für die Verbreitung von objektiven und wahren Informationen – Grundlage jeder liberalen Demokratie, gerade in Zeiten großflächig gestreuter Desinformation samt Wählerbeeinflussung – das entscheidende Kriterium.
Beeindruckendes Lebenswerk
Als dritter Laudator durfte Club Tirol Präsident Hadschieff die Laudatio des kurzfristig erkrankten Clemens Zierhofer, Leiter des Instituts für Mechatronik der TU Innsbruck, übernehmen und aus der reichlichen Vita der für ihr Lebenswerk geehrten Ingeborg Hochmair-Desoyer berichten. Die Leistungen und Erfolge der 1953 in Wien geborenen, promovierten Elektroingenieurin alle aufzuzählen, gleicht einer Sisyphusarbeit – kaum vollendet, muss von Neuem begonnen werden, weil wieder was Neues hinzukommt. „Sie ist schlicht eine bewundernswerte Frau“, so Hadschieff.
Ihre wichtigsten Stationen seien hier nur kurz erwähnt. Die international bedeutende Wissenschaftlerin und Forscherin hat mehr als 100 Publikationen veröffentlicht, nennt 50 Patente ihr Eigen und hat zahlreiche Ehrungen erhalten. Mit Ehemann Erwin Hochmair entwickelte sie das weltweit erste mikroelektronische Mehrkanal-Cochlea-Implantat, das Menschen mit starkem Hörverlust wieder Hören und ein aktives soziales Leben ermöglichte. 1986 nach Innsbruck übersiedelt, gründete das Paar dort das Medizintechnik-Unternehmen MED-EL und bauten dieses zu einem weltweit führenden Anbieter für Hörimplantat-Systeme auf, mit heute 1700 MitarbeiterInnen in Tirol und 2600 weltweit. Daneben lehrte Ingeborg unter anderem viele Jahre als Gastprofessorin am Institut für Angewandte Physik und Elektronik, begründete in Innsbruck das erste „Audioversum Science Center“ (eine Erlebniswelt des Hörens), unterstützte die Uni Innsbruck mit Stiftungsprofessuren, vergab zahlreiche Stipendien an begabte StudentInnen mit Cochlea-Implantaten und entwickelte auch Hilfsprogramme für bedürftige Kinder in Entwicklungsländern. Und, und … „Wahrlich ein beeindruckendes Lebenswerk geprägt von Forschergeist, Unternehmertum, Philantropie mit dem Ziel, Menschen zu helfen“, so Ersatz-Laudator Laudator Hadschieff. Was Ingeborg Hochmair-Desoyer noch dazu so auszeichnet „ist ihre große Bescheidenheit und dass trotz aller Erfolge nie die Bodenhaftung verloren hat.“
Freude bei Ausgezeichneten
Die so gelobte und ausgezeichnete selbst bedankte sich „ganz herzlich für die schönen Worte, die ich gar nicht verdient habe, denn hinter all meiner Arbeit steht auch ein tolles Team.“ Für Clemens Pig ist „dieser Preis eine große Ehre, denn er kommt aus meiner Heimat, die ich vor 15 Jahren verlassen habe.“ Und Weltmeister-Golferin Becker kommentierte ihre Auszeichnung so : „Es freut mich aus ganzem Herzen, denn erstmals wurde jemand aus dem Behindertensport geehrt, was beweist, dass dieser endlich den ihm zustehenden Stellenwert erreicht hat.“
Nach Reden und Preisverleihung durften sich die Gäste am Flying Buffet von Frederik’s Catering an Tiroler Spezialitäten wie Alpengarnelen oder Gröstl delektieren und am Stand der Agrarmarketing Tirol eine richtige „Marende“ genießen. Musikalisch begleitet von den „Runggatscher Connected“ mit ihrer „Volksmusik neu connected“.
Unter den vielen prominenten Gästen des Abends wurden unter anderem gesehen: Georg Dornauer (1.Landeshauptmann Stv.), Josef Geisler (2. Landeshauptmann Stv.), Mario Gerber (Tiroler Wirtschaftslandesrat), Astrid Mair (Tiroler Landesrätin), Peter Hanke (Wiener Wirtschaftsstadtrat), Sonja Ledl-Rossmann (Präsidentin des Tiroler Landtages), Sophia Kircher (Vizepräsidentin des Tiroler Landtages), Bundesminister Norbert Totschnig, die Tiroler Nationalräte Franz Hörl, Josef Hechenberger, Barbara Neßler und Hermann Weratschnig, Altlandeshauptmann Herwig von Staa, der Ukrainische Botschafter in Wien Vasyl Khymynets, Josef Margreiter (Lebensraum Tirol Holding), Marcus Hofer (Standortagentur Tirol), Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler, Staatssekretär Florian Tursky. Die Club Tirol Vorstandsmitglieder Herbert Rieser (cafe+co), Martina Scheiber (HR-SCOPE) und Charlotte Sengthaler (e&k public relations), Hermann Petz (Moser Holding), Christian Jäger (Hypo Tirol Bank), Anton Luchner (Medperion Austria), Jasmin Rieser (BiologoN), Thomas Wörgötter (BMF), Mathias Vogl (BMI), Martin Resel (A1 Telekom), Stefan Siegele (Asfinag), Martin Hörmann (Microsoft), Daniel Schiferer (ÖBB), Josef Ebenbichler (Schönbrunnerbad), Claudia Peintner (ORF), Thomas Kreidl (Österreich Werbung) uvm.
Liste der bisherigen Preisträger
Die Auszeichnung "TirolerIn des Jahres" wurde nun zum elften Mal vergeben. Bisherige Preisträger: Biathletin Lisa Hauser und Mediziner Christoph Huber (2021), Schauspielerin Kristina Sprenger und Quantenphysiker Peter Zoller (2019), Unternehmerin Martha Schulz und Autor Felix Mitterer (2018), A1 Vorständin Margarete Schramböck und Schauspieler Tobias Moretti (2017), WU-Rektorin Univ. Prof. DI Dr. Edeltraud Hanappi-Egger und Ex-Slalom-As sowie Unternehmer Klaus Heidegger (2016), das Eurovisions-Songcontest-Moderatoren-Trio Mirjam Weichselbraun, Alice Tumler und Andi Knoll (2015), Dr. Hans Peter Haselsteiner (2014), Vienna City Marathon-Chef Wolfgang Konrad (2013), Nationalökonom Univ. Prof. Dr. Christian Keuschnigg (2012), Künstlerin Univ. Prof. Mag. Eva Schlegel und Immobilien-Magnat René Benko (2011).
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