Ex-Ministerin Margarete Schramböck berichtete Club Tirol-Mitgliedern bei Vortrag im Grand Hotel Wien über ihr neue Heimat Saudi Arabien.
Für die einen ist es der ölreiche Wüstenstaat schlechthin. Für andere ein klassisches orientalisches Königreich. Für manche ist Saudi Arabien eine lebenswerte, erfolgsversprechende neue Heimat. Wie für die Managerin und ehemalige Politikerin Margarete Schramböck, die jüngst ihren Wohnsitz auf die arabische Halbinsel verlegt hat. Was sich in der dortigen Gesellschaft gerade so alles wandelt, darüber erzählte die gebürtige Tirolerin nun aus erster Hand bei einem vom Club Tirol organisierten Vortragsabend im Wiener Grand Hotel. Sie erzählte in knapp 90 Minuten vom Potential für österreichische Exportunternehmen und den Wachstumschancen in der Region.
„Sie ist Ehrenmitglied in unserem Club, war 2017 Tirolerin des Jahres und macht nun in Saudi Arabien Karriere, was für eine Frau dort ja schon was Besonderes ist“, stimmte Club-Tirol-Vizepräsidentin Renate Danler die vielen Zuhörer – darunter nicht nur Club-Mitglieder, sondern auch interessierte Wirtschaftstreibende – auf das Referat mit Titel „Perspektiven in Saudi-Arabien, ein Land in Aufbruchsstimmung“ ein. Welches die frühere Managerin (zuletzt A1 Telekom Austria Österreich) mit den Worten eröffnete: „Mir geht es gut, es ist ein großes Abenteuer.“
Schramböck war im Mai 2022 als Wirtschafts- und Digitalisierungsministerin zurückgetreten, ebenso von ihrem Nationalratsmandat. Mit der gleich darauf erfolgten Gründung der MSCH Management GmbH kehrte sie als Unternehmensberaterin in die Wirtschaft zurück. Diese Firma hat nun ihre Pforten in Saudi-Arabien geöffnet. Schramböck bezog samt Ehemann Anfang 2024 ihren offiziellen Wohnsitz in Saudi Arabiens 9-Mio-Einwohner-Hauptstadt Riad. Wie geht’s einer Frau in der Wüstenstadt?
Der Wandel im riesigen Ölland, mit seiner geringen Bevölkerungsanzahl von etwa 32 Millionen Menschen, macht sich in wirtschaftlichen Belangen bemerkbar. Hier werde, so Schramböck, deutlich, dass sich die Saudis vom Ölgeschäft langsam abwenden. Die Hälfte des BIP in Höhe von 1 Billion Euro stamme bereits aus „Non-Oil-Geschäften“. Laufende Mega- und Großprojekte zeigten die Trendrichtungen an: von der touristischen Erschließung unberührter Küstenregionen am Roten Meer, über das NEOM-Projekt mit dem Bau der 170-Kilometer-Bandstadt „The Line“, über die Errichtung eines Skigebietes im gebirgigen Norden („ja, da ist es im Winter tatsächlich kalt, es schneit ein wenig“), Sportarenen, der aus dem Wüstenboden zu stampfenden „Entertainment-Stadt“ Qiddiya bis hin zur Förderung der Kaffeeproduktion sowie weiterer landwirtschaftlicher Produkte im grünen Süden und der allerorten stark vorangetriebenen Digitalisierung.
Stichwort Energiewandel, da verweist Schramböck darauf, dass Saudi Arabien stark auf neue Technologien, wie der Wasserstoff-Produktion oder dem „Carbon Capture and Storage“ Verfahren, setzen.
Nicht ohne Frauen
Es sei auch klar, dass aller (wirtschaftlicher) Umschwung nicht ohne Frauen zu schaffen sei, schon allein aufgrund fehlender eigener Fachkräfte. Schon jetzt sind etwa 58 Prozent aller Ingenieure im Lande weiblich, mehr als die Hälfte aller Startups haben Frauen an der Spitze und sogar zwei der insgesamt vier saudischen Astronauten sind Frauen.
Alles in allem sei das Investitionsvolumen im Land riesig, die Wirtschaft boomt. Was gerade österreichischen Unternehmern viel Potential zum Einstieg biete. „Die Saudis mögen Österreich ja sehr gerne“, sagt Schramböck, die in höchsten Regierungskreisen verkehrt und unter anderem Board Member bei der neuen Aramco Digital ist, ein Ableger der gleichnamigen großen Erdölgesellschaft. Der Firma Doppelmayr, engagiert für den Lift-Aufbau im Skigebiet, steht Schramböck schon beratend zur Seite.
Viele Chancen zum Mitmischen hätten Österreicher womöglich im praktischen Ausbildungsbereich. Um die Wirtschaftsleistung dauerhaft aufrecht zu erhalten, muss Saudi Arabien „eigene Fachkräfte heranziehen“ und nicht nur ausländische Expats hereinholen. Im Land, in dem ein großer Teil der Menschen nicht älter als 35 Jahren ist, gebe es zwar schon eine gute akademische Ausbildung. „Den studierten Jungen fehlt aber oft praktisches Wissen, wie sollen die dann etwa ein Hotel managen, wenn sie keine Ahnung davon haben, wie das Servicepersonal arbeitet.“
In Saudi Arabien sehe man Österreich als ein Land, das sehr viel zu bieten habe. Nicht nur tolle Urlaubsorte wie „Selamse“ (Zell am See), sondern viel Wissen, speziell in technischen Bereichen. Wie sich das im Königreich einsetzen lässt, was es zu beachten gibt, das führte Beraterin Schramböck dann am Ende in der umfangreichen Publikums-Fragen-Runde ausführlich aus.